Interdisziplinäre Intensivstation

Das SAH Wegbegleiter-Projekt

Leben bis zuletzt

Die meisten Menschen möchten zu Hause, im Kreise ihrer Liebsten sterben. Die Realität sieht anders aus. Rund 40 Prozent aller Menschen verstarben 2022 im Krankenhaus, davon gut ein Viertel auf einer Intensivstation.

Für die Patienten, aber vor allem für ihre Angehörigen, ist das Sterben in der kalten, technologischen Umgebung einer Intensivstation oftmals eine belastende, gar traumatische Situation. Das SAH Wegbegleiter-Projekt hat es sich zum Ziel gesetzt, die Sterbeerfahrung positiv zu beeinflussen und sie individueller, würdevoller, tröstlicher, menschlicher zu machen.

Wie? Indem sich unsere professionellen Pflegekräfte – die allesamt entsprechende Fort- und Weiterbildungen absolviert haben – als Wegbegleiter auf die Patienten und ihre Angehörigen zugehen, kleine Wünsche erfragen und umsetzen. Beispiele für solche Wünsche sind die letzte Begegnung mit dem geliebten Haustier, das Abspielen von Lieblingsmusik, das Zusammenführen der Familie, die Einbindung von Kindern aber beispielsweise auch spirituelle Rituale oder eine seelsorgerische Begleitung. Der Raum kann mit Bildern, Plüschtieren, Kissen oder – wie bereits geschehen – mit Fanartikeln des Lieblings-Fußballvereins individuell gestaltet werden.

Gleichzeitig werden die Angehörigen mit persönlichen Andenken versorgt. So stellt die Station beispielsweise handgefertigte Erinnerungssteine, Glasbehälter für Haarlocken, Bilderrahmen für Familienfotos oder Wortwolken und Briefpapier zur Verfügung.

Die Erfragung und Erfüllung dieser Wünsche eröffnet den Familien die Möglichkeit, den Trauerprozess mitzugestalten und ihn so zu erleichtern.

Die SAH-Wegbegleiter sind in diesem Prozess stets erreichbare, persönliche Ansprechpartner. In Gesprächen mit den Angehörigen erhalten sie relevante Informationen und bauen eine Beziehung auf, die sich unmittelbar positiv auf die Lebensqualität des schwer kranken Patienten auswirkt. Ist die letzte Lebensphase erreicht, weist ein Licht an zentraler Stelle der Station darauf hin, dass der Patient seinen letzten Weg in Würde und mit Respekt gehen möchte.

Auch nach dem Versterben helfen die Wegbegleiter dabei, den Tod begreifbar zu machen, geben genügend Zeit zum Abschiednehmen, stehen für Fragen zur Verfügung und helfen zum Beispiel dabei, den Verstorbenen zu waschen.

Kraftquelle auch für das ärztliche und pflegerische Team

Das Wegbegleiter-Projekt wurde vom Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Internistische Intensivmedizin, Prof. Dr. Uwe Janssens, initiiert und von Bernd Rütten, Stationsleiter der Intensivstation, und seinem Team umgesetzt. Als Vorbild diente das kanadische „Three Wishes Project“.

Für Bernd Rütten profitieren nicht nur die Patienten und deren Familien, sondern auch die Mitarbeitenden von dem Projekt. „Unsere Kolleginnen und Kollegen können moralischen Stress oder eine Mitgefühlserschöpfung erleben“, so Bernd Rütten. „Die persönliche Begleitung, das Spenden von Trost und die Schaffung bedeutungsvoller, positiver Erinnerungen kann zur Kraftquelle des gesamten, professionellen Teams werden.“