Gefäßchirurgen nutzen bei der Diagnose und Therapie von Gefäßerkrankungen bildgebende Verfahren wie die Angiografie. Nachdem ein Kontrastmittel in die Gefäße injiziert wurde, erkennt der Experte auf dem Bildschirm den mit dem Kontrastmittel gefüllten Gefäßinnenraum. Ein solches Bild wird auch Angiogramm genannt. Am praktikabelsten dafür hat sich bislang ein mit Jod angereichertes Kontrastmittel erwiesen. Allerdings nimmt die Zahl der Patienten zu, die mit diesem Stoff weniger gut zurechtkommen. Jodhaltige Kontrastmittel bergen einige Risiken und sollten bei bestimmten Patientengruppen entweder mit Vorsicht verwendet oder erst gar nicht eingesetzt werden. Dies vor allem, wenn etwa Kontrastmittel-Unverträglichkeiten oder -Allergien vorliegen, wenn die Nierenfunktion eingeschränkt ist, bei Schilddrüsenfunktionsstörungen oder bei Transplantat-Nieren. Kohlendioxid (CO2) als Kontrastmittel bietet heutzutage im klinischen Alltag eine sichere Alternative für diese Patientengruppen.
CO2-Injektor-Einsatz im SAH
CO2 ist ein unsichtbares und geruchsloses Gas. Als ein wichtiger Bestandteil der Atmosphäre kommt es auch im Körper des Menschen vor. Es besitzt keine toxischen Eigenschaften, ist etwa 20-mal löslicher als Sauerstoff im Blut und wird in kürzester Zeit über die Lunge wieder ausgeschieden. All diese Eigenschaften machen es zu einem idealen und auch preiswerten Kontrastmittel, das mithilfe moderner Injektionsgeräte eingesetzt werden kann. Solch ein vollautomatischer CO2-Injektor steht nun dem Gefäßzentrum im St.-Antonius-Hospital (SAH) zur Verfügung. Bei diesem Verfahren wird mit Hilfe eines computergesteuerten Injektors das Kontrastmittel exakt dosiert und kontinuierlich eingespritzt. Der Injektor ermöglicht dem Benutzer ein sicheres Management der Gasdosis und des Injektionsdrucks. Eine spezielle Bildbearbeitungs-Software sorgt für eine ausreichend klare Darstellung der Blutgefäße ohne Überlagerung durch Knochen und Weichteile. Mit Hilfe der CO2-Angiografie kann die Verwendung jodhaltiger Kontrastmittel erheblich reduziert, bei manchen Patienten sogar komplett vermieden werden. Kohlendioxid gilt mit wenigen Ausnahmen als sichere Alternative für die Diagnose und Unterstützung von Interventionen in vielen arteriellen und venösen Gefäßbereichen, mit Ausnahme der arteriellen Anwendung oberhalb des Zwerchfells. Insgesamt ist die Nebenwirkungsrate gering.
Foto: Sigrun Rist, Leitende Angiologin des EGZ und Klinikchefarzt Prof. Dr. Michael Gawenda am neuen CO2-Injektor, der im Euregio-Gefäß-Zentrum des SAH zum Einsatz kommt (Foto: SAH/Fotostudio Strauch)
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